Fenêtre 15
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Dusty - Sweetvalentines Promise in Gold
Kapitel 15
Lea hatte sich für den Rest des Jahres Urlaub genommen. Sie stand vor ihrer Haustür, hielt ihren Autoschlüssel und zwei gepackte Reisetaschen in der Hand und wollte sich gerade auf den Weg in ihre knapp 500 km entfernte Heimatstadt begeben, als das Klingeln ihres Handys dumpf aus einer der beiden Taschen zu hören war. Sie sah auf die Uhr und schüttelte entschlossen den Kopf. Sie hätte längst auf der Autobahn sein sollen. Das Gespräch konnte sie auf keinen Fall noch annehmen. Es vergingen ungefähr 10 Sekunden, bis sie ihre Entscheidung über Bord warf und ihr Handy eilig aus einer der Reisetaschen zog. „Ja? Hallo!“, schaffte sie es gerade noch rechtzeitig, den Anruf entgegen zu nehmen. „Hallo, Lea, ich bin‘s, Rosalie.“ „Rosalie! Du wolltest dich doch erst heute Abend melden!“ „Ja, das stimmt schon. Aber…!“ „Rosalie, was ist passiert? Ist was mit Hannes? Sag schon, was ist los mit ihm?“ „Nein, nein, Lea. Mit Hannes ist alles in Ordnung! Ich rufe dich schon so früh an, weil… also… damit du… naja, wie soll ich sagen, es geht um den Hund vom Eppesberg. Er ist vermutlich angeschossen worden. Genaueres weiß Jochen nicht. Nur so viel, dass er gestern stark blutete, und dass er so schnell als möglich Hilfe braucht.“ Lea stellte auch die zweite Reisetasche ab und sortierte noch einmal kurz, was da wirr ihre längst auf Abreise programmierten Gedanken durcheinander brachte. „Der Hund ist angeschossen worden?“, fragte sie noch einmal entsetzt nach. „Aber Jens hatte ihn doch unter Schutz gestellt.“ „Ja, das stimmt. Aber er war zwei Tage nicht zur Futterstelle gekommen. Vielleicht hatte er Jens‘ Revier verlassen. Und ganz sicher ist es auch nicht, ob es eine Schussverletzung ist. Jedenfalls hat er eine Wunde, durch die er viel Blut verloren hat, und die versorgt werden muss.“ Lea nickte für sich. „Was wollt ihr jetzt machen? Was sagt Hannes? Was hat er vor?“ Sie hatte die letzte Frage noch nicht ausgesprochen, da war die Verbindung plötzlich unterbrochen. Lea schloss die Haustür wieder auf, schob die Reisetaschen in den Flur und ging zurück ins Wohnzimmer, um Rosalie vom Festnetz auf zurückzurufen, aber gerade in dem Moment, als sie die Nummer wählen wollte, klingelte das Handy erneut. „Hallo, Rosalie, ich wollte gerade zurückrufen. - Also erzählt mal! Was will Hannes jetzt tun?“
Rosalie fiel es schwer auf den Punkt zu kommen. Sie redete um den eigentlichen Grund ihres Anrufes herum. Sie erzählte von den Bemühungen des Vortages und von den Ereignissen der vergangenen Tage. Lea wollte nicht drängeln und hörte zu. Sie hangelte einen Arm nach dem anderen aus ihrer dicken Jacke, während sie das Handy abwechselnd mit der rechten und der linken Hand ans Ohr hielt. „ Rosalie entschuldige bitte!“, unterbrach sie ihre Freundin nach einiger Zeit geduldigen Zuhörens, „aber ich war sozusagen bereits auf dem Weg zur Autobahn. Ich bin gegen 13 Uhr in Nordrhein-Westfalen verabredet und ich …!“ „ Soll das heißen du stehst neben einem gepackten Koffer und bist quasi abreise fertig?“, fiel Rosalie ihr ins Wort. Lea atmete tief durch. Sie wusste zwar das die Uhren auf dem Rosenhof langsamer ticken als in Berlin, und sie schätzte Rosalies endlose Geduld in der Regel auch sehr, aber in diesem Moment machte sich eine gewisse Ungeduld bemerkbar. „Ja sozusagen, Rosalie, eher neben zwei Reisetaschen. Aber wäre es möglich wenn ich dich heute Abend zurückrufe?“ Dann hätte ich mehr Zeit und mehr Ruhe!“, schlug Lea vorsichtig vor, um Rosalie nicht zu verletzen. „ Nein, Lea, das ist nicht möglich!“Rosalies Stimme klang plötzlich entschlossen und energisch. Es wäre nämlich zu spät. Bitte, Lea nimm deine Taschen und komm her. Du kennst dich mit Angsthunden aus. Du hast gelernt, mit ihnen umzugehen. Wenn einer es schafft, diesen Hund da oben auf dem Eppesberg endlich einzufangen, dann du!“ Lea setzte sich entgeistert in den Sessel und versuchte zu verstehen, was Rosalie da gerade von ihr verlangte. „ Ich soll was? Ich soll auf den Rosenhof kommen? Rosalie, dir geht es wohl nicht mehr gut!“ Sie schüttelte entschieden den Kopf und stand schlagartig wieder auf. Unruhig wanderte sie durchs Wohnzimmer. „ Rosalie, bist du noch ganz bei Trost?“, fragte sie nach einer Weile des Nachdenkens. Rosalie gab ihr keine Antwort. „ Bist du noch da“, fragte Lea nach, da sie befürchtete, dass die Verbindung wieder einmal unterbrochen worden war. „ Ja ist sie“, antwortete Jochen, der das Gespräch überraschend übernommen hatte und Lea damit vollends aus dem Konzept brachte. „ Jochen, was soll das? Ihr beide wisst doch genau, was Hannes und ich für eine Zeit durchmachen. Ich kann nicht auf den Rosenhof kommen. Es würde alles wieder von vorne beginnen.“ „ Lea, ich habe Rosalie gebeten, dich anzurufen weil ich Hannes nicht hintergehen wollte, und weil ich keine Lust auf seine Vorträge hatte. Aber während sie mit dir sprach, wurde mir auf einmal bewusst, dass ich damit unseren Weg verlassen hatte.“
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Fortsetzung folgt!
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