Fenêtre 18
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Sunny - Sweetvalentines Indian Spirit
Kapitel 18
Die einzige Verbindung zwischen dem Dorf und dem Rosenhof war eine schmale Straße, die vom Dorf zunächst wieder hinunter ins Tal führte, um sich dann in zahlreichen Kurven über die Bergkuppe des Eppesberges zu schlängeln. Lea hatte alle Hände voll zu tun, um den alten Kombi auf der eingefahrenen, spiegelglatten Schneedecke in der Spur zu halten. Sie versuchte, sich auf das Fahren zu konzentrieren, ertappte sich aber immer wieder dabei, nicht wirklich bei der Sache zu sein, da sie das Foto des Hundes noch immer vor sich sah. „Er sieht wieder aus wie ein Wolf!“, dachte sie und blickte dem Ausgang ihrer Aufgabe eher skeptisch entgegen. „Was soll das bringen?“, hatte ihre Mutter sie am Morgen gefragt, als sie ihr erklärt hatte, warum sie erst ein oder zwei Tage später kommen würde. „Glaubst du wirklich, so ein verwilderter Hund kommt auf dich zugelaufen, als hätte er ausgerechnet auf dich gewartet?“ Lea nickte für sich. „Wahrscheinlich hat sie recht“, dachte sie und hielt das Lenkrad fest in ihren Händen.
Die ohnehin nur einspurige Straße schien ihr mit jedem Meter, den der Kombi sich vorwärts schleppte, durch die vom Räumdienst seitlich aufgetürmten Schneemassen noch schmaler zu werden, und sie hoffte inständig, hier oben keinen Gegenverkehr zu haben. Angespannt saß sie hinter dem Lenkrad und versuchte, jedes Rutschen durch ein Gegenlenken aufzufangen. Ihr standen die Schweißperlen auf der Stirn, und sie spürte plötzlich ein entsetzliches Pochen in ihrem Kopf. „Kopfschmerzen! Die haben mir jetzt gerade noch gefehlt!“, Sagte sie leise und hatte im gleichen Augenblick das Gefühl, dass sich neben dem Auto auf dem eingeschneiten Feld etwas bewegt hatte. „Bitte jetzt nicht auch noch ein Reh, das mir gleich vor den Wagen läuft!“, dachte sie, traute sich aber nicht, ihren Blick von der Straße zu lassen. Sie schaltete einen Gang herunter und versuchte zu bremsen. Der Wagen reagierte nur schwerfällig. Er glitt wie ein Schlitten noch mehrere Meter langsam seitwärts weiter, bis er mit dem vorderen rechten Kotflügel von den aufgeschütteten Schneemassen am Rand der schmalen Straße mit einem leichten Ruck gestoppt wurde. Lea wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und sah sich um. Sie seufzte erschöpft. Weit und breit war nichts zu sehen, was sich neben dem Wagen hätte bewegt haben können. Sie fühlte sich müde von der langen Fahrt und führte ihre Sinnestäuschung auf das massive Pochen in ihrem Kopf zurück. „Ich muss wirklich absolut verrückt sein!“, dachte sie und schüttelte den Kopf. „Was mach ich hier nur? Das Ganze ist doch eine völlig irrsinnige Aktion.“ Sie stieg aus und ging um den Wagen herum. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass dieser keinen erwähnenswerten Schaden abbekommen hatte, öffnete sie die Heckklappe der Ladefläche, um die Thermoskanne mit dem Kaffee aus einer der Taschen zu nehmen. Aber noch ehe sie die Ladeklappe wieder losgelassen hatte, hörte sie hinter sich leise Schritte im verharschten Schnee. Sie blieb ganz ruhig stehen, die Hand noch immer an der geöffneten Ladeklappe. Sie spürte, dass sich etwas auf sie zu bewegte. Zögernd ließ sie die Klappe los und drehte sich langsam um. „Das gibt’s doch nicht!“, flüsterte sie fassungslos.
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Fortsetzung folgt!
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