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Ventana nº 23
Ein Honigkuchen lockt ....
Die Nacht vor dem heiligen Abend
Die Nacht vor dem heiligen Abend da liegen die Kinder im Traum. Sie träumen von schönen Sachen und von dem Weihnachtsbaum. Und während sie schlafen und träumen wird es am Himmel klar und durch den Himmel fliegen drei Englein wunderbar. Sie tragen ein holdes Kindlein, das ist der heilige Christ. Es ist so fromm und freundlich wie keins auf Erden ist. Und während es über die Dächer still durch den Himmel fliegt schaut es in jedes Bettlein wo nur ein Kindlein liegt und freut sich über alle, die fromm und freundlich sind, denn solche liebt von Herzen das himmlische Kind. Heut schlafen noch die Kinder und sehen es nur im Traum, doch morgen tanzen und springen sie um den Weihnachtsbaum.
Das Paket des lieben Gottes
Berthold Brecht
Nehmt eure Stühle und eure Teegläser mit hier hinter an den Ofen und vergeßt den Rum nicht. Es ist gut, es warm zu haben, wen man von der Kälte erzählt.
manche Leute, vor allem eine gewisse Sorte Männer, die etwas gegen Sentimentalität hat, haben eine starke Aversion gegen Weihnachten. Aber zumindest ein Weihnachten in meinem leben ist bei mir wirklich in bester Erinnerung. Das war der Weihnachtsabend 1908 in Chicago.
Ich war anfangs November nach Chicago gekommen, und man sagte mir sofort, als ich mich nach der allgemeinen Lage erkundigte, es würde der härteste Winter werden, den diese ohnehin genügend unangenehme Stadt zustande bringen könnte. Als ich fragte, wie es mit den Chancen für einen Kesselschmied stünde, sagte man mir, Kesselschmiede hätten keine Chance, und als ich eine halbwegs mögliche Schlafstelle suchte, war alles zu teuer für mich. Und das erfuhren in diesem Winter 1908 viele in Chicago, aus allen Berufen.
Und der Wind wehte scheußlich vom Michigan-See herüber durch den ganzen Dezember, und gegen Ende des Monats schlossen auch noch eine Reihe großer Fleischpackereien ihren Betrieb und waren eine ganze Flut von Arbeitslosen auf die kalten Straßen.
Wir trabten die ganzen Tage durch sämtliche Stadtviertel und suchten verzweifelt nach etwas Arbeit und waren froh, wenn wir am Abend in einem winzigen, mit erschöpften Leuten angefüllten Lokale im Schlachthofviertel unterkommen konnten. Dort hatten wir es wenigstens warm und konnten ruhig sitzen. Und wir saßen, so lange es irgend ging, mit einem Glas Whisky, und wir sparten alles den Tag über auf dieses eine Glas Whisky, in das noch Wärme, Lärm und Kameraden mit einbegriffen waren, all das, was es an Hoffnung für uns noch gab.
Dort saßen wir auch am Weihnachtsabend dieses Jahres, und das Lokal war noch überfüllter als gewöhnlich und der Whisky noch wässeriger und das Publikum noch verzweifelter. Es ist einleuchtend, daß weder das Publikum noch der Wirt in Feststimmung geraten, wenn das ganze Problem der Gäste darin besteht, mit einem Glas eine ganze Nacht auszureichen, und das ganze Problem des Wirtes, diejenigen hinauszubringen, die leere Gläser vor sich stehen hatten.
Aber gegen zehn Uhr kamen zwei, drei Burschen herein, die, der Teufel mochte wissen woher, ein paar Dollars in der Tasche hatten, und die luden, weil es doch eben Weihnachten war und Sentimentalität in der Luft lag, das ganze Publikum ein, ein paar Extragläser zu leeren. fünf Minuten darauf war das ganze Lokal nicht wiederzuerkennen.
Alle holten sich frischen Whisky (und paßten nun ungeheuer genau darauf auf, daß ganz korrekt eingeschenkt wurde), die Tische wurden zusammengerückt, und ein verfroren aussehendes Mädchen wurde gebeten, einen Cakewalk zu tanzen, wobei sämtliche Festteilnehmer mit den Händen den Takt klatschten. Aber was soll ich sagen, der Teufel mochte seine schwarze Hand im Spiel haben, es kam keine reche Stimmung auf.
Ja, geradezu von Anfang an nahm die Veranstaltung einen direkt bösartigen Charakter an. ich denke, es war der zwang, sich beschenken lassen zu müssen, der alle so aufreizte. Die Spender dieser Weihnachtsstimmung wurden nicht mit freundlichen Augen betrachtet. Schon nach den ersten Gläsern des gestifteten Whiskys wurde der Plan gefaßt, eine regelrechte Weihnachtsbescherung, sozusagen ein Unternehmen größeren Stils, vorzunehmen.
Da ein Überfluß an Geschenkartikeln nicht vorhanden war, wollte man sich weniger an direkt wertvolle und mehr an solche Geschenke halten, die für die zu Beschenkenden passend waren und vielleicht sogar einen tieferen Sinn ergaben.
so schenkten wir dem Wirt einen Kübel mit schmutzigem Schneewasser von draußen, wo es davon gerade genug gab, damit er mit seinem alten Whisky noch ins neue Jahr hinein ausreichte. Dem Kellner schenkten wir eine alte, erbrochene Konservenbüchse, damit er wenigstens ein anständiges Servicestück hätte, und einem zum Lokal gehörigen Mädchen ein schartiges Taschenmesser, damit es wenigstens die Schicht Puder vom vergangenen Jahr abkratzen könnte.
Alle diese Geschenke wurden von den Anwesenden, vielleicht nur die Beschenkten ausgenommen, mit herausforderndem Beifall bedacht. Und dann kam der Hauptspaß.
Es war nämlich unter uns ein Mann, der mußte einen schwachen Punkt haben. Er saß jeden Abend da, und Leute, die sich auf dergleichen verstanden, glaubten mit Sicherheit behaupten zu können, daß er, so gleichgültig er sich auch geben mochte, eine gewisse, unüberwindliche Scheu vor allem, was mit der Polizei zusammenhing, haben mußte. Aber jeder Mensch konnte sehen, daß er in keiner guten Haut steckte.
Für diesen Mann dachten wir uns etwas ganz Besonderes aus. Aus einem alten Adreßbuch rissen wir mit Erlaubnis des Wirtes drei Seiten aus, auf denen lauter Polizeiwachen standen, schlugen sie sorgfältig in eine Zeitung und überreichten das Paket unserm Mann.
Es trat eine große Stille ein, als wir es überreichten. Der Mann nahm zögernd das Paket in die Hand und sah uns mit einem etwas kalkigen Lächeln von unten herauf an. Ich merkte, wie er mit den Fingern das Paket anfühlte, um schon vor dem Öffnen festzustellen, was darin sein könnte. Aber dann machte er es rasch auf.
Und nun geschah etwas sehr merkwürdiges. Der Man nestelte eben an der Schnur, mit der das Geschenk" verschnürt war, als sein Blick, scheinbar abwesend, auf das Zeitungsblatt fiel, in das die interessanten Adreßbuchblätter geschlagen waren. Aber da war sein Blick schon nicht mehr abwesend. Sein ganzer dünner Körper (er war sehr lang) krümmte sich sozusagen um das Zeitungsblatt zusammen, er bückte sein Gesicht tief darauf herunter und las. Niemals, weder vor- noch nachher, habe ich je einen Menschen so lesen sehen. Er verschlang das, was er las, einfach. Und dann schaute er auf. Und wieder hatte ich niemals, weder vor- noch nachher, einen Mann so strahlend schauen sehen wir diesen Mann.
Da lese ich eben in der Zeitung", sagte er mit einer verrosteten mühsam ruhigen Stimme, die in lächerlichem Gegensatz zu seinem strahlenden Gesicht stand, daß die ganze Sache einfach schon lang aufgeklärt ist. Jedermann in Ohio weiß, daß ich mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun hatte." Und dann lachte er.
Und wir alle, die erstaunt dabei standen und etwas ganz anderes erwartet hatten und fast nur begriffen, daß der Mann unter irgendeiner Beschuldigung gestanden und inzwischen, wie er eben aus dem Zeitungsblatt erfahren hatte, rehabilitiert worden war, fingen plötzlich an, aus vollem Halse und fast aus dem Herzen mitzulachen, und dadurch kam ein großer Schwung in unsere Veranstaltung, die gewisse Bitterkeit war überhaupt vergessen, und es wurde ein ausgezeichnetes Weihnachten, das bis zum morgen dauerte und alle befriedigte.
Und bei dieser allgemeinen Befriedigung spielte es natürlich gar keine Rolle mehr, daß dieses Zeitungsblatt nicht wir ausgesucht hatten, sondern Gott.
Sie sagen, immer wann die Jahreszeit naht
Wo man es Heilands Ankunft feiert, sing
die ganze Nacht durch dieser frühe Vogel:
dann darf kein Geist umher gehn, sagen sie;
die Nächte sind gesund, dann trifft kein Stern,
kein’ Elfe naht, noch mögen Hexen zaubern:
so gnadenvoll und heilig ist die Zeit.
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
und nun noch eine Geschichte
Brad Schmidt und das fehlende Geschenk
(Autor unbekannt)
Es war einmal ein nicht mehr ganz junger Mann, sagen wir mal so knapp über Mitte 30, der alles kannte, nur keine Selbstzweifel. Da er aber wusste, dass es – vor allem bei den Frauen – gut ankommt, sich selbst gelegentlich infrage zu stellen, täuschte er zuweilen vor, ein an den großen Menschheitsfragen – Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer wird deutscher Meister? – verzweifelnder Softie zu sein, der nicht mehr weiß, ob das, was er tut, auch das Richtige sei. Aber nach jeder Prüfung seiner selbst, kam er immer wieder zu dem Schluss, dass er ein ganz toller Hecht sein muss – so perfekt, wie er war. Blendend aussehend, hyperintelligent, voller Witz und Esprit. Kurzum, der nicht mehr ganz so junge Mann hielt sich im Kern für eine Mischung aus Brad Pitt, Sir Ralf Dahrendorf und Harald Schmidt. Und der Einfachheit halber soll er im Folgenden daher auch Sir Brad Schmidt genannt werden oder noch besser: nur Brad Schmidt. Wer braucht heute noch Adel?
Nun kam aber der 16. Dezember, und Brad Schmidt stürzte in eine Krise. Entsetzt musste er, der sonst immer alles wusste – und dabei auch noch gut aussah –, an diesem Tag feststellen, dass es nur noch acht Tage bis Weihnachen waren und er noch nicht den blassesten Schimmer hatte, was er seiner Freundin schenken sollte. „Oh Gott, oh Gott”, dachte sich da Brad Schmidt. Warum muss gerade mir das passieren? Wo ich doch so schlau bin. Und so kreativ. Und dabei auch noch so gut aussehe. Drehen vielleicht meine Gene durch? Bin ich jetzt nicht mehr Brad Schmidt, sondern Ralf Pitt? Seh’ so aus wie Dahrendorf und bin so schlau wie Brad?
Brad Schmidt war so verzweifelt, dass er nicht mehr wusste, was er tat, und ohne Sinn und Ziel sein Altpapier durchstöberte, Und siehe, da erschien ihm die Fachzeitschrift ”Wirtschaftswoche”. In ihrer Ausgabe vom 30. November. „Fürchte Dich nicht”, sagte die Wirtschaftswoche. ”Denn es gibt jetzt Geschenke im Internet.
Unter www.youSmile.de findest Du die richtige Idee.“ Wie froh und glücklich der Brad da plötzlich war. Froh, dass irgendjemand die „Wiwo“ in seiner Yuppiebude vergessen hatte. Und glücklich, das er, wenn er schon keine eigene Idee hatte, bald eine fremde finden würde, die sich wunderbar als eigene verschenken ließe. „Ach”, sagte sich Brad Schmidt. „Wie gut, dass es doch das Internet gibt. Gäbe es es nicht, ich müsste es erfinden.”
Also setzte sich Brad Schmidt an seinen Computer und klickte sich auf die Seite, die ihn lächeln ließ. www.youSmile.de. Dort erschien alsbald das Ersehnte: ein „Ideenfinder”. Hier musste Brad zunächst ausfüllen, wer beschenkt werden soll, wie alt die zu Beschenkende ist, zu welchem Anlass geschenkt wird und wie viel er denn so auszugeben gedenke. Doch da kam Brad nun schon ins Trudeln. Wie hatte seine Freundin doch noch gesagt. „Ach Schatz, eigentlich ist es mir ja egal, was du mir schenkst. Hauptsache, es ist teuer und ein Brillant Die Kategorie „0-50 Mark” fiel also schon mal flach. Obwohl sich dahinter so schöne Sachen wie das Mousepad „Culto” mit den schwimmenden Herzen für 24,90 Mark verbarg oder der Fotorahmen „Hugo Trio” für 39,90 Mark. Auch die zweite Kategorie (50-1100 Mark) schien Brad Schmidt nicht angemessen, hatte er seine Freundin doch erst kürzlich, zu ihrem Geburtstag, mit jenem Duschvorhang mit dem idyllischen Alte-Frau-mit-Messer-in-der-Hand-Motiv aus „Psycho” überrascht, der nun für 79 Mark im Internet angeboten wurde. Na ja, ehrlich gesagt, kam das Geschenk damals schon nicht richtig an. Und auch zu Weihnachten dürfte die Begeisterung darüber begrenzt sein. Zwei Duschvorhänge machen halt noch keinen Brillanten.
Aber ein Brillant war für Brad einfach nicht drin. Sein Chef, der alte Knicksack, hatte ihm erst unlängst die wohlverdiente Gehaltserhöhung mit einem wenig stichhaltigen, dafür umso charmanteren Argument verweigert: „Seien Sie doch froh, dass Sie bei uns arbeiten dürfen.” Tja, und so blieb nun Brad Schmidt nichts anderes übrig, als in der Kategorie „100-200 Mark” auf die „Suche starten”-Taste zu klicken. Doch bevor die Geschenke auf seinem Bildschirm erschienen, musste er noch schnell einige Angaben über den „Charaktertyp” der zu Beschenkenden machen. Ob sie denn Dinge analysieren und logische Zusammenhänge erkennen könne. „Na ja”, dachte sich Brad. „Sie ist ja zwar eine Frau, aber immerhin meine Freundin. Also geb’ ich ihr mal drei Punkte.” Fünf waren möglich. Ob sie gerne redet und ein kommunikativer Typ sei? „Kann man auch sechs Punkte vergeben?”, fragte sich Brad. Ob sie es liebe, die Zukunft zu entdecken? „Es sollte ihr reichen, mich zu entdecken.” Zwei Punkte. Ob sie unvorhergesehene Situationen meide. „Ja bin ich denn ihr Freund oder ihr Psychiater?” Ein Punkt.
Und dann klickte Brad Schmidt wieder auf die Suchtaste. Was für eine Vielfalt! Brad Schmidt konnte sich gar nicht entscheiden, was er denn nun für seine Liebste zum Fest der Liebe ordern sollte. Den innovativen Tischkalender mit integrierter Uhr für 189 Mark? Oder die todschicke Filztasche in Lila für 20 Mark weniger? Oder vielleicht doch lieber das Socken-Geschenk-Abo für 119 Mark. Nach langem Hin und Her, neuem Nachdenken und alten Zweifeln, entschied sich Brad schließlich für das, was alles andere wie Geschenke für den Muttertag erscheinen ließ für die Wäscheserie „Toledo” von Teleno, Dessous mit spanischem Temperament – und das für gerade mal 108 Mark!
„Tolero”, hieß es in der Anzeige, die Brad so voll überzeugte, sei wie gemacht für temperamentvolle Frauen: eine raffinierte Wäscheserie aus elastischem, besticktem Tüll in Schwarzweiß Der BH habe blickdicht gefütterte Cups. Slip und String-Tanga seien aus Mikrofaser und mit reichlich Tüll verziert. „Wow”, dachte da Brad Schmidt. „Das ist es.”
Und dann kam Weihnachten. Morgens schmückte Brad den Baum, mittags ging er mit seiner Freundin spazieren, am frühen Abend gingen beide gemeinsam in die Kirche und danach nach Hause. Sie wollten alleine sein, Brad Schmidt und seine Freundin, romantische Weihnachten zu zweit feiern. Erst hörten sie Weihnachtslieder, gesungen von Frank Sinatra, dann aßen sie Weihnachtsgans, zubereitet von Brad Schmidt, dann gab es die Weihnachtsbescherung, heiß erwartet von seiner Freundin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie glücklich und zufrieden – bis sie das Geschenk ausgepackt hat.
An der Straßenecke, in der Häuser Gedränge,
in der Großstadt wogender Menschenmenge,
inmitten von Wagen, Karren, Karossen
ist heimlich ein Märchenwald entsprossen,
von leisem Glockenklingen durchhallt:
von Weihnachtsbäumen ein Tannenwald.
Da hält ein Wagen, ein Diener steigt aus
und nimmt den größten Baum mit nach Haus.
Ein Mütterchen kommt, und prüft und wegt,
bis endlich den rechten sie heimwärts trägt.
Verloren zur Seite ein Stämmchen stand,
das faßte des Werkmanns ruhige Hand.
So sah ich einen Baum nach den andern
in Schloß und Haus und Hütte wandern,
und schimmernd zog mit jedem Baum
ein duftiger, glänzender Märchentraum. -
Frohschaukelnd auf der Zweige Spitzen
schneeweißgeflügelte Englein sitzen.
Die einen spielen auf Zinken und Flöten,
die andern blasen die kleinen Trompeten,
die wiegen Puppen, die tragen Konfekt,
die haben Bleisoldaten versteckt,
die schieben Puppentheaterkulissen,
die werfen sich mit goldenen Nüssen,
und ganz zuhöchst, in der Hand einen Kringel,
steht triumphierend ein pausbackiger Schlingel.
Da tönt ein Singen, ein Weihnachtsreigen -
verschwunden sind alle zwischen den Zweigen.
Am Tannenbaum hängt, was in Händen sie trugen.
Ein Jubelschrei schallt; und von unten lugen
mit Äuglein, hell wie Weihnachtslichter,
glückselig lachende Kindergesichter.
Weihnachten verdauen oder der Unterschied zwischen einer Playstation 2 und der Krippe
von Werner Schneebeli Dezember 2001
Draussen blähst ein bissig kalter Wind und wirbelt den frischen Neuschnee wild über die Hochebene. Von der kleinen eingeschneiten Alphütte ist nur noch ein kleiner Giebel sichtbar. Zu dieser Jahreszeit steht sie gewöhnlich allein und verlassen da, eingehüllt in einen dicken Mantel von Schnee. Heute aber steigt Rauch auf, aus dem freigeschaufelten Kamin. Guschti Suter, ein Knecht aus dem ersten Bergdorf unten im Tal, hat Schutz vor dem Schneesturm gesucht. Zwei Schafe und ein Rind wurden nach dem Verlassen der Alp im Herbst vermisst und bis heute noch nicht gefunden. Guschti hat ein Herz für Tiere. Er will nicht, dass die Schafe und das Rind über die Weihnachtszeit hier oben in den Bergen erfrieren. Zudem liebt er von Zeit zu Zeit die Einsamkeit. Er ist froh, wenn er einen Grund findet, um dem Gerangel und Gerummel um die Weihnachtstage aus dem Weg zu gehen. Nicht dass ihm die Weihnachtsgeschichte nichts sagen würde. Immer wieder stellt er sich vor, wie die Hirten damals Augen machten, als ihnen der Engel verkündete: ‚Fürchtet euch nicht, ich bringe euch eine gute Nachricht.' "Was könnte ein Engel den anderes bringen, als eine frohe Botschaft", fragt sich Guschti. Er kann sich keinen Engel vorstellen, der keine gute Botschaft bringt. Engel sind doch Boten Gottes und Gott ist gut. Davon ist Guschti felsenfest überzeugt. "Die Knechte und Hirten waren die Ersten, denen Gott mitteilen liess, dass der Heiland in Bethlehem in einem Stall geboren wurde", denkt sich Guschti. "Und der kleine Jesus teilte sich den Schlafplatz mit Schafen, Esel und Ochs. Wie ich heute am Weihnachtsabend. Hier in der Hütte, allein mit meiner Flo und mit Kati." Flo, eigentlich Flora, ist seine treue Hündin, die ihn mit ihrem Scharfsinn auf allen Wegen begleitet. Sie liegt nahe am Feuer eingerollt, müde vom langen Tag. Kati ist das Leitschaf seiner Herde. Ihre unbändige Kraft und ihr feiner Spürsinn für alle möglichen Gefahren in den Bergen sind für Guschti von grossem Nutzen. Sie liegt im vorderen Raum der Hütte, im eigentlichen Stall, im Stroh und Kaut genüsslich das bereitgelegte Heu.
Guschti selbst schneidet sich ein wenig vom letzten Stück Käse ab. Sein Proviant geht bald zuneige. Morgen wird er die weitere Suche abbrechen und ins Tal zurückkehren müssen. "Unten werden sie jetzt Gottesdienst feiern. Den Christbaum in der Kirche bewundern und dem Pfarrer zuhören, der wie jedes Jahr die Weihnachtsgeschichte vorliest. Und dann zuhause mit der Familie zusammensitzen und ein Festessen geniessen, Weihnachtslieder singen und Geschenke auspacken, ‚Danke' sagen und ‚Bitte gern geschehen' antworten." Ihm ist aber hier in der Hütte wohl. "Weihnachten, wie damals. Ob auch dieser Stall etwas von Weihnachten weiss?" fragt sich Guschti, beisst sich ein Stück hartes Brot ab und geniesst den Käse. Dazu hat er sich einen heissen Tee gebraut. Er ist zufrieden mit sich und der Welt. Er hat alles, was er für den Augenblick zum Leben und zum Glück braucht.
Flo immer noch eingerollt, hebt den Kopf und spitzt die Ohren. Sie kann wohl unterscheiden, welche Geräusche von Wind und Schnee verursacht werden und welche nicht. Bevor Guschti etwas merkt rennt sie bellend und knurrend zur Tür. "Still Flo," ruft Guschti, "es ist ja schon fast Dunkel, um diese Zeit wird niemand mehr diese verlassene Hütte aufsuchen." Flo aber bleibt bei ihrer Meinung und jetzt hört es auch Guschti. Jemand klopft an die Tür. Nun geht auch Guschti zur Tür, schiebt den grossen eisernen Riegel auf, hält seine wild bellende Hündin um den Hals fest und öffnet die Tür. Eine weisse Gestalt mit Schneeschuhen und einem Brett in der Hand tritt ein und schüttelt sich den Schnee aus Kappe, Jacke und Hosen. Mit ihm kommt auch ein Schwall eisige Kälte in die Hütte. "Beisst er?" fragt der Schneejunge vorsichtig. "Wenn du böses im Sinn hast schon," gibt Guschti, immer noch Flo haltend, zurück. "Ich hab mich verirrt in diesem Schneegestöber. Wollte ein wenig Tiefschneefahren und plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich bin. Zum Glück habe ich diese Hütte gefunden, da draussen hätte ich die Nacht nicht überlebt." Guschti ist sich nicht sicher, ob das für ihn auch Glück ist. Suchte er doch die Einsamkeit. Flo hat den Fremdling nun ausgiebig beschnuppert und nicht als Gefahr eingestuft. "Zieh deine Nassen Sachen aus, dort über dem Ofen kannst du sie aufhängen. Tee, Brot und etwas Käse hab ich auch noch." Kaum gesagt, fragt sich Guschti, wieso er so freigiebig mit dem Wenigen umgeht, das er hat. Aber das ist halt seine Art. Er ist sich gewohnt zu teilen.
10 Minuten später sitzen beide am kleinen Holztisch, vor sich den Resten vom Brot und Käse, zwei Farmerstengel und ein Mars, konnte der junge Mann noch beisteuern. "Leichtsinnig, bei diesen Wetterbedingungen allein in die Berge zu wandern. Ich heisse übrigens Guschti und das ist Flo, meine treuste Begleiterin." "Peter, danke. Du hast recht. Es ist wohl der Leichtsinn der Jugend. Wird mir eine Lehre sein. Du bist aber auch allein in den Bergen." "Nicht allein, ich habe Flo, die Spürnase und Kati, das Leitschaf. Sie warnt mich vor Gefahren. Zudem kenn ich mich in den Bergen aus und hab schon so manche Erfahrung gemacht. Du kannst deinem Schutzengel danke sagen, das du noch lebst." "Schutzengel," Peter lächelt, "du glaubst doch nicht etwa noch an Engel. Ich hab einfach Glück gehabt." "Dann ist dieses Glück dein Engel," gibt Guschti unbeirrt zur Antwort. Guschti, der keine Lust auf dummes Geschwätz hat, nimmt eine angefangene Schnitzerei zur Hand und setzt seine Geduldsarbeit fort, es soll ein Engel werden. Nicht irgendein Engel, vielmehr der Engel, der damals den Hirten verkündete: ‚Euch ist heute der Heiland geboren.' Peter kaut am harten Brot und dem rindenharten Bergkäse. Langsam nimmt er den Geruch von Stall wahr und alles kommt ihm reichlich fremd vor.
Noch nach Jahren wird sich Peter fragen, ob er die folgenden Ereignisse geträumt oder ob es sich tatsächlich so ereignet hat.
Ein Licht bricht durch die schwach erleuchtete Hütte und setzt alles in ein gleissendes Licht. Dennoch können die zwei überraschten Männer in die Quelle des Lichts blicken, ohne geblendet zu werden. "Fürchtet euch nicht," hört Peter eine Stimme, ohne zu wissen, ob die Quelle des Schalls ausserhalb von ihm oder in ihm drin zu lokalisieren ist. Er blickt zu Guschti, dem Knecht, dieser scheint alles auch wahrzunehmen. Mit offenem Mund starrt auch er dem Licht entgegen. "Heute, ist euch Heil wiederfahren. Am Geburtstag des Heilands wird dieses Heil an allen Orten verkündet, die mit dem Stall in Bethlehem verbunden sind. Ihr habt einen Wunsch frei." "Playstation 2", schiesst es Peter durch den Kopf und schon liegt eine neue Playstation vor ihm auf dem kleinen Holztisch. "Spinn ich?" fragt sich Peter, "was soll ich hier mit einer Spielkonsole ohne TV und ohne elektrischem Strom?" Auch Guschti schaut entgeistert auf das kuriose Gerät vor sich. "Was ist das?" fragt er ungläubig indem er Peter mit grossen Augen anschaut. "Sorry," sagt Peter, "das ist ein Gerät zum Spielen. Scheint die Erfüllung meines Wunsches zu sein." "Und was fangen wir damit an?" fragt Guschti. "Das ist ja das Problem. Hier oben hätten wir ganz andere Dinge nötig. Ich hätte mich vor dem Wünschen fragen sollen, was ich wirklich nötig habe." "Was wir nötig haben", präzisiert ihn Guschti. "Engel! Kannst du dieses Geschenk zurücknehmen? Wir können hier mit diesem Gerät nichts anfangen." "Einverstanden, ich nehme das Geschenk zurück", hört Peter die Stimme wieder, "und nun zum zweiten Mal: Ihr habt einen Wunsch frei." Peter versucht sich zu fragen, was er sich hier wünschen könnte und bevor er richtig Denken kann saust ihm ein MP3-Player durch den Kopf und landet behutsam auf dem Tisch. "Darf ich vielleicht auch einmal mitwünschen? Oder glaubst du, dass du dieses Gerät nötig hast, um glücklich zu werden?" "Sorry, ich bin wohl ein bisschen wohlstandskrank. Ich schenk ihn dir," antwortet Peter, der sich allmählich einwenig dumm vorkommt, "oder vielleicht gibt uns der Engel eine dritte Chance?" "Ich frag ihn," sagt Guschti, "und du versuchst an etwas zu denken, das dein Herz wirklich mit Glück füllen kann. "Lieber Engel," beginnt Guschti, "du bist wirklich gütig, aber leider ist auch der zweite Wunsch am wirklichen Leben vorbei gegangen. Gib uns bitte noch eine dritte Chance." "Ich gebe sie euch," ertönt wieder die Stimme, "ihr habt einen Wunsch frei." Peter sucht in seinem Innern nach dem Glück. Seine Erinnerung führt ihn in die Kindheit und an ein Weihnachtsfest. Er sieht sich vor der Krippe stehen, die er mit der Mutter aufgestellt hat. Er betrachtet die Esel, Schafe, Ochsen und bestaunt die Könige mit ihren Pferden und Kamelen. Er freut sich an den verstrubbelten Hirten und sein Blick wandert zu Maria und Josef und zur Krippe, in dem das Jesuskind liegt. Wärme durchströmt sein Inneres. "Dies ist der Heiland. Der Erlöser und Retter der Welt. Er wird mich und allen andern Menschen den Frieden lehren."
Während dieser Gedankenreise muss er eingeschlafen sein, denn am Morgen, weckt ihn das Geräusch von knisterndem Holz, das frisch in den Ofen geschoben worden ist. Guschti hat das Feuer entfacht und braut bereits heisses Wasser für einen weckenden Kaffee. "Wo ist der Wunsch?" fragt sich Peter, er wagt es noch nicht, sich aus der warmen Wolldecke zu rollen, denn im Stall ist es noch bissig kalt. Da sieht er auf dem Küchenkasten eine Krippe stehen. Wärme durchströmt sein Inneres, er steht auf geht zur Krippe hin und betrachtet die vielen Figuren, Esel, Schafe, Ochsen, Hirten und Könige und in der Mitte Maria, Josef und das Kind. Alle Figuren und selbst der Stall sind aus Brot und Käse gemacht. "Frohe Weihnachten", wünscht Guschti dem staunenden Peter. Diesem hat es die Sprache verschlagen. Mit dem Finger zeigt er auf die Krippenlandschaft und schaut Guschti fragend an. "Unser Weihnachtswunsch, schön nicht?" "Und der Engel?" fragt Peter? "Engel? Hast du nicht gesagt, du glaubst nicht an Engel? Komm, der Kaffee ist bereit und nimm einwenig Stall und einige Figuren mit." "Du willst diesen Weihnachtsstall doch nicht etwa essen!" empört sich Peter. "Was den sonst. Das wirkliche Glück lässt sich nie aufbewahren. Geniess es, wenn es da ist. Das ist wie mit den Engeln. Nur so wird es in deiner Erinnerung zu einem unvergesslichen Schatz." "Und das Jesuskind?" fragt Peter ungläubig weiter, "willst du das etwa auch essen?" "Nein, das ist für dich. Nimm ihn in dich auf und verdau diese Botschaft des Himmels, ich habe schon oft das Abendmahl genossen in der Kirche."
Draussen tobt immer noch ein Schneegestöber. Guschti und Peter verbringen zwei Tage zusammen in diesem Stall. Sie reden nicht viel. Beide nutzen die geschenkte Zeit, um über das Leben nachzusinnen. Wie noch nie an Weihnachten gelingt es ihnen, die Botschaft der Weihnachtsgeschichte mit dem Leben zu verweben. Am dritten Tag geht die Sonne über dieser tief verschneiten Landschaft auf. Guschti begleitet Peter bis zum zwar verschneiten aber durch die Markierungspfosten doch noch sichtbaren Weg ins Tal. Er selbst bleibt in den Bergen und geht auf die Suche nach den vermissten Tieren. Der Stall und die Figuren aus Brot und Käse geben ihm noch für einige Tage Nahrung und Kraft, die Begegnung mit dem Engel aber stärken seine Lebenskräfte für das ganze neue Jahr, ja noch weit darüber hinaus.
Lieber guter Weihnachtsmann,
jetzt ist`s soweit, jetzt bist du dran.
Mein Chef ist nämlich Rechtsanwalt.
Der klagt dich an, der stellt dich kalt.
Schon seit vielen hundert Jahren,
bist du nun durch das Land gefahren,
ohne Nummernschild und Licht.
Auch TÜV und ASU gab es nicht.
Dein Schlitten eignet sich nur schwer,
zur Teilnahme am Luftverkehr.
Es wird vor Gericht zu klären sein:
Besitzt du 'nen Pilotenschein?
Durch den Kamin ins Haus zu kommen,
ist rein rechtlich streng genommen
Hausfriedensbruch - Einbruch sogar.
Das gibt Gefängnis, das ist klar.
Und stiehlst du nicht bei den Besuchern,
von fremden Tellern Obst und Kuchen?
Das wird bestraft, das muss man ahnden.
Die Polizei lässt nach dir fahnden.
Es ist auch allgemein bekannt,
du kommst gar nicht aus diesem Land.
Wie man so hört, steht wohl dein Haus
am Nordpol, also sieht es aus,
als kämmst du nicht aus der EU.
Das kommt zur Klageschrift dazu!
Hier kommt das Deutsche Recht zum Tragen.
Ein jeder Richter wird sich fragen,
ob deine Arbeit rechtens ist,
weil du ohne Erlaubnis bist.
Der Engel, der dich stets begleitet,
ist minderjährig und bereitet
uns daher wirklich Kopfzerbrechen.
Das Jugendamt will mit dir sprechen!
Jetzt kommen wir zu ernsten Sachen.
Wir finden es gar nicht zum Lachen,
dass Kindern du mit Schläge drohst.
darüber ist mein Chef erbost.
Nötigung heißt das Vergehen
und wird bestraft, das wirst du sehen,
mit Freiheitsentzug von ein paar Jahren
aus ist's dann mit dem Schlittenfahren.
Das Handwerk ist dir bald gelegt,
es sei denn dieser Brief bewegt,
dich die Kanzlei reich zu beschenken,
dann wird mein Chef es überdenken.
Nikolaus, du guter Mann,
hast einen schönen Mantel an.
Die Knöpfe sind so blank geputzt,
dein weisser Bart ist gut gestutzt,
die Stiefel sind so spiegelblank,
die Zipfelmütze fein und lang,
die Augenbrauen sind so dicht,
so lieb und gut ist dein Gesicht.
Du kamst den weiten Weg von fern,
und deine Hände geben gern.
Du weisst wie alle Kinder sind:
Ich glaub, ich war ein braves Kind.
Sonst wärst du ja nicht hier
und kämest nicht zu mir.
Du musst dich sicher plagen,
den schweren Sack zu tragen.
Drum, lieber Nikolaus,
pack ihn doch einfach aus.
Traditionelles Nikolausabendbrot mit heisser schokolade
hee Traudel die musst du tunken
Im Wald, unter hohen Buchen versteckt,
hat sich ein Tannenbäumchen gereckt.
"Ich steh so ganz im Dunkel hier,
keine Sonne, kein Sternlein kommt zu mir,
hört nur die anderen davon sagen,
ich darf mich nicht vom Platze wagen.
Ach, ist das eine traurige Geschicht',
und ständ so gern auch mal im Licht!"
Hoch durch den weiten Weltenraum
verloren flog ein goldner Traum,
flog hin und her im Lichtgefieder
und dacht: Wo lass ich heut mich nieder?
Ist wo ein Hüttchen dunkel und arm?
Hat wo ein Seelchen Kummer und Harm,
dem ich auf meinen leuchtenden Schwingen
könnt heute eine Freude bringen? -
Das Bäumchen steht in Licht und Schein.
Wie mag das wohl gekommen sein?
Zu Bethlehem der Wächter rief zu aller Kunde
Nach Mitternacht die dritte Stunde -
Da stand am Hinterhause des Ezechia
Der Engel und besah
Mit seinem himmlischen Gefährten
Den Ort, wo Gottes Sohn auf Erden
In Knechtsgestalt erscheinen sollte. -
"O, dürft ich," seufzte Gabriel, "ich wollte
Dem Höchsten eine Wiege bauen!
Als Opfer flössen schnell von allen Enden,
Aus allen Gauen
Zum heiligen Werk die reichsten Spenden.
Die Berge spendeten ihr reinstes Gold,
Der Wurm aus weiter Ferne
Die Seide zu dem Decklein gerne,
Die Tiefe, was die Purpurschnecke zollt,
Der Schwan aus seiner weißen Hülle
Der weichsten Daunen reiche Fülle.
Den Wiegenkorb hängt’ ich an Reben,
So frei von Ulm’ zu Ulme schweben,
Und Lüfte, die auf Blüt’ und Blumen liegen,
Geböt’ ich, aufzustehen und das Kind zu wiegen."
Unweit von Gabriel, der also sprach,
Hing, gut geflochten mit dem Stroh am Dach,
Ein rundes Nest, und drin
Saß König Zaun und seine Königin.
Die stieß den schlafenden Gemahl
Erschrecklich in die Seite
Und sprach: "Zaun, hör’ einmal,
Was unter uns die fremden Leute
Von wunderlichen Dingen sagen!"
Sie horchten nun, der König und die Königin,
Und hörten, dass in wenigen Tagen,
Nach Gottes Sinn,
Der Herr des Himmels und der Erden
Sollt’ unter ihrem Dach geboren werden!
Als drauf die Engel weiter waren,
Sprach seine Frau zu König Zaun,
Der seine Augen wieder schließen wollte: "Traun,
Nach dem, was wir erfahren,
Ist nun zum Schlafen nicht mehr Zeit. -
Ei ja, der Engel sprach wohl lang und breit
Von Stall und Krippelein und jammerte dabei;
Doch was darin zu richten sei,
Vergaß der Kluge nachzusehn,
Als wird’ es schon von selbst geschehn.
Komm, Guter, komm, lass uns nicht säumen,
Im Stalle etwas aufzuräumen."
So sprach die Königin zu ihrem Herrn,
Und obgleich König Zaun sonst länger schlief,
So folgte er doch seinem Weibe gern,
Das ihn zu dieser Arbeit rief.
Ach Gott, das ist ein Stall!
An allen Enden, welch ein Graus!
Wer zählt das Ungeziefer all!
Im Winkel sitzt die Fledermaus,
Die Spinne an den Netzen flickt,
Die Wespe an dem holze zwickt,
Der Tausendfuß im Moder kriecht,
Der Skorpion im Staube liegt,
Und von der Decke Staubpaniere hangen.
Das Paar vom Zaun lässt sich vor diesem Graus
Nicht bangen.
Es jaget fort die Fledermaus,
Es spießt die Spinne, die am Neste flickt,
Es schlägt die Wespe, die am Holze zwickt,
Es fällt den Tausendfuß, so in dem Moder kriecht,
Es würgt den Skorpion, der in dem Staube liegt.
Der Königin so wohlgemut,
Sind ihre Flügel nicht zu gut:
Sie kehret an den Wänden auf und ab,
Sie flattert an der Decke hin und her,
Und Staub und Staub fällt wolkendicht und schwer
So links und rechts herab.
Indes die Wand und Decke fegt,
Heißt sie den König lugen,
Ob wohl das Krippelein in seinen Fugen
Kein Ungeziefer hegt.
"Denn", sagte sie, "es wär’ uns Sünde,
So Spinne oder Käferlein dem Kinde,
Wenn’s in der Krippe schliefe,
Zum Schrecken übers Antlitz liefe.
Ei Schande, wenn es aufschlüg’ seine Äugelein
Und fiel ihm Staub und Wust hinein!"
Indes so die vom Zaun sehr fleißig waren,
Kam Gabriel herab gefahren
Und sprach zum König und der Königin:
"Gott hat gesehn, was ihr mit gutem Sinn
Für seinen Sohn getan,
Und sieht’s so hoch in gnaden an,
Dass ihr den Lohn selbst wählen sollt."
"Wir brauchen", sprach der König, "weder Ehr’ noch Gold,
Wir haben unser täglich Brot,
Und sonst tut uns nichts not.
Doch will der Herr uns Gnaden schenken
Und des geringsten Diensts gedenken,
So lass’ er mir, wenn allemal das andere Gefieder
Im Herbst verstummet, meine Lieder,
Auf dass ich immerdar nach meiner Weise
Von nun an meinen Schöpfer preise."
Seitdem singt König Zaun am Weihnachtsfest,
Wann Gott die andern Vögel schweigen lässt,
Im Namen der beschwingten Brüder
Dem Sohne Gottes seine Lieder.
Das kleine Kätzchen und der Weihnachtsmann
Barbara Pronnet
Ein kleines Kätzchen lag eingerollt auf einer Stufe eines alten Hauses. Sein kleiner Bauch hob sich langsam auf und ab.
Es war ein Tag vor Weihnachten. Die vielen Füße mit den dicken Winterschuhen die an dem Kätzchen vorbeilaufen bemerkt es nicht.
Es hatte leicht angefangen zu schneien und ein kalter Wind pfiff um die Häuserecken.
Das grauweiße Kätzchen schlug die Augen auf und steckte die Nase in die feucht Luft. Kalt ist es geworden und es gab heute noch nichts zu fressen. Es streckte sich und beobachtete die vielen Menschen die hektisch und schnell durch die Straßen liefen.
So eine Kälte kannte es nicht, denn es war erst im März geboren worden und bei der Mutter mit all den vielen Geschwistern war es herrlich warm gewesen. Der Geruch der Milch die es regelmäßig zu trinken gab stieg ihm in die Nase und es leckte sich das kleine Maul.
Schön war es da gewesen, aber plötzlich waren die Geschwister weg und die Mutter hatte sich nicht mehr um es gekümmert. Das war eine schlimme Zeit gewesen, auf einmal mußte sich das Kätzchen selbst Nahrung suchen und die Geborgenheit der Familie fehlte ihm sehr.
Immer weiter lief es von dem Ort der zerronnenen Behaglichkeit fort und landete an einem Platz wo es viele Häuser und Menschen gab. Dort war es laut und gefährlich, die großen Gegenstände wechselten schnell und das Kätzchen mußte oft einen riesigen Satz machen um einem rollendem Ungeheuer auszuweichen.
Es gab zwar viele Mäuse und Reste von Fressen in großem Behältern, aber gemütlich war das nicht.
Auch die Revierprobleme der bereits einheimischen Katzen war immer wieder ein großes Problem. Ständig gab es Auseinandersetzungen und Raufereien bei dem auch mal Blut floß.
Das Leben war schwierig und gefährlich geworden und nur in ihren Träumen konnte das kleine Kätzchen noch Freude empfinden.
Und jetzt war es auch noch kalt geworden. Die Nässe kroch sich unters Fell und einen warmen Schlafplatz zu finden wurde immer schwieriger.
Traurig und mit knurrendem Magen schlich das Kätzchen die graue Hausmauer entlang. Die weißen Flocken die jetzt wild umher tanzten legten sich auf sein Fell und färbten es weiß.
Ein großer weißer nasser Ball flog ihm entgegen und zerplatze auf seinem Kopf. Das Kätzchen duckte sich ängstlich und hörte lachende Kinderstimmen an sich vorbeilaufen.
Es schüttelte sich und die kalte Masse fiel zu Boden. Überall brannten schon Lichter und die Dunkelheit breitete sich langsam über die Stadt. Jetzt mußte ein halbwegs warmer Schlafplatz gefunden werden und vielleicht lief ihm ja eine unvorsichtige Maus über dem Weg. Das wäre mal ein Glück. Aber die gewieften Stadtmäuse hatten längst die Taktik der Katzen erkannt und versteckten wohlweislich in ihren tiefen Löchern.
Die vielen dunklen und unheimliche Gänge der nassen Straßen machten ihm immer wieder Angst.
Mutlos setzte es sich kurz auf den Randstein und schnaufte tief durch.
Still war es geworden und kein Licht brannte mehr. Es schien, als würden alle Häuser verschwunden und kein Geräusch war zu hören.
Plötzlich sah es in einer nahen Querstraße eine helles Licht leuchten.
Das war so hell, daß das Kätzchen die Augen zuzwinkern mußte. Vorsichtig setzte es eine Pfote vor die andere und schlich in die Nähe der ungewohnten Helligkeit. Sein Herz klopfte wild doch eine angeborene Neugier ließ sich nicht verleugnen.
Als es um die Ecke lugte woher das merkwürdige Licht kam glaubte es seinen Augen nicht zu trauen.
Das Licht schien wie ein Kreis und in dem Kreis saß ein dicker Mann mit einem langen, weißem Bart und einem rotem Mantel und neben ihm stand eine Kutsche und daran waren große Tiere eingespannt. Er hatte die Hand an der Stirn und schüttelte ständig den Kopf und murmelte:
„Ohje, ohje, ohje, ohje“.
Um ihm herum lagen lauter Spielsachen kunterbunt durcheinander. Da gab es Puppen, Stofftiere –auch eine rote Stoffkatze war darunter -, Naschwerk und vieles mehr. So viele herrlich Sachen hatte das Kätzchen noch nie gesehen.
Der dicke Mann hielt eine alten Leinensack in die Höhe und sagte zu den komischen Tieren vor seiner Kutsche.
„Ihr wart eindeutig zu schnell. Ihr seid ja in die Kurve gegangen als wäre heute schon Silvester. Jetzt haben wir den Salat. Bis ich den Sack wieder gefüllt habe ist es ja bereits hell und dann können wir sehen wie wir das schaffen.“
Die braunen Tiere mit den großen Hörner standen betreten da und steckten die Köpfe zusammen.
Es war ihnen anscheinend sehr peinlich.
Das Kätzchen konnte sich gar nicht satt sehen an diesen vielen Herrlichkeiten. Wie schön mußte das sein, mal wieder so richtig ungezwungen zu spielen und etwas so richtig zu zerfetzen, sowie es immer mit den Geschwistern gewesen war. Das Licht strahlte eine wohlige Wärme aus und das Kätzchen hätte sich gerne in mitten der Spielsachen gesetzt und nur geschaut.
Aber der fremde Mann war sehr ungehalten und schüttelte weiter pausenlos den Kopf.
Vielleicht schleiche ich mich einfach mal heran und verstecke mich unter dem großen Teddybären, dachte es mutig. Der Mann dreht ihm sein dickes Hinterteil zu und war ganz vertieft darin, einer Puppe das lange blonde Haar zu entwirren.
Kätzchen machte eine kleinen Sprung und kroch ganz leise unter den großen braunen Bären. Er hatte eine dickes, weiches Fell und er erzeugte eine wunderbare Wärme. Mit weit geöffneten Augen beobachtete es den großen Mann der –es traute kaum seinen Ohren- ein kleines Liedchen vor sich her sang.
„Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freuen. Welch ein Trubel, welche eine Leben, wird in unserem Hause sein. Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist Weihnacht“.
Die Ohren des kleinen Kätzchens standen ganz hoch. Das war sehr schön was der dicke Mann da sang. Aber was war denn bitte sehr Weihnacht? Was zum Fressen? Oder heißen die Tiere vor der Kutsche Weihnacht?
Es überlegte, ob es dieses Wort schon mal gehört hatte, aber meistens hörte es nur „geh weg“ oder bekam einen Tritt.
Durch die Wärme und den Gesang des alten Mannes begann sich unser Kätzchen sehr wohl zu fühlen. Es entspannte sich und legte die Ohren an. Die Pfoten steckte es unter den Körper.
War das gemütlich, dachte es. Ich bleibe noch ein bißchen und dann verschwinde ich wieder, nahm es sich vor.
Die Augen wurden ihm immer schwerer und eine bleierne Müdigkeit breitet sich in seinem Körper aus. Nein, nein ich döse nur ein wenig, ich habe alles im Griff.
Das dachte es sich zumindest denn plötzlich wurde es von einer riesengroßen Hand hochgehoben und in der Sack gesteckt. Voller Angst und zu Tode erschrocken durch den leichten Schlaf machte das kleine Kätzchen einen Purzelbaum und versank immer tiefer in den großen dunklen Käfig. Die Krallen tief in den Teddybären gebohrt verharrte es voller Entsetzen in der Dunkelheit. Immer mehr Gegenstände fielen auf seinem Kopf und wurden mit der großen Hand in den Sack gestopft.
Oh nein, was ist nur passiert. Ich bin doch ganz wach gewesen, jammerte das kleine Kätzchen.
Wie komme ich da bloß wieder raus?
Aber das war nicht so einfach, denn der große Sack wurde mit einer Kordel verschnürt und auf einmal flog der Sack samt Inhalt in die Luft und fiel auf einen harten Boden. Gott sein Dank war der Teddybär dick gepolstert, denn sonst hätte sich unser Kätzchen ganz schön weh getan.
Aber damit war noch lange nicht alles zu Ende. Plötzlich gab es einen Ruck und alles war in Bewegung. Immer schneller und schneller wurde es und das Kätzchen hörte die Stimme des Mannes laut rufen.
„Los auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen wir haben Zeit aufzuholen“.
Es gab ein zischendes Geräusch und irgendwie wurde es dem Kätzchen plötzlich ganz leicht als würde es schweben und durch die Luft fliegen. Aber das kann ja nicht sein, Katzen können nicht fliegen und Menschen doch eigentlich auch nicht. Zumindest hatte es so was noch nie erlebt.
Doch es war so.
Der große Sack ruckelte und wackelte und das erste Mal in seinem jungen Leben war unser Kätzchen froh, daß es noch nichts gefressen hatte, denn sonst würde ihm jetzt furchtbar schlecht werden.
Die Krallen fest in den Teddy verkeilt starrte es angstvoll in die Dunkelheit und sein kleines Katzenherz schlug ihm bis zum Halse.
Das war wirklich das sonderbarste, was es bis jetzt erlebt hatte. Nicht mal die Schlägerei mit dem schwarzen Tyrannen der in der Straße mit den vollsten Mülltonnen wohnte konnte es damit aufnehmen.
Immer höher und schneller ging es und das Kätzchen verlor bald jedes Zeitgefühl. Wahrscheinlich werde ich jetzt sterben? Schade, ich hatte doch noch so viel vor.
Traurig schloß es die Augen und krallte sich wieder fester in das weiche Fell des Teddybären.
Doch was war das? Plötzlich stand alles still. Es gab ein dumpfes Geräusch und der große Sack wurde hochgehoben. Wieder wurde unser Kätzchen ein wenig geschüttelt, aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Es glaubt auch Stimmen zu hören und wärmer war es auch wieder geworden.
Kätzchen spitzte die Ohren und hörte was da draußen los war.
„Hallo liebe Kinder, wißt ihr denn, wer ich bin“ fragte die dunkle Stimme des großen Mannes.
Kätzchen hatte es gleich wieder erkannt.
„Du bist der Nikolaus“ schrien aufgeregte Kinderstimmen durcheinander.
Nikolaus, dachte das Kätzchen, schon wieder so ein fremdes Wort. Aber wenigstens wußte es jetzt, wie der große Mann mit Namen hieß.
„Das ist richtig, und weil ihr brav gewesen seid, habe ich euch auch etwas mitgebracht.“
Der Nikolaus öffnete den Sack und griff mit seiner großen Hand hinein. Er erwischte die blonde Puppe die knapp neben unserem jetzt wieder sehr ängstlichen Kätzchen lag.
„Die ist für dich, weil du ganz besonders fleißig in der Schule warst.“ sagte der Nikolaus freundlich.
„Vielen Dank, lieber Nikolaus“ bedankte sich eine artige Stimme.
„Und was bekomme ich“ rief eine helle Stimme ungeduldig dazwischen.
„Sei doch ruhig, du kommst auch noch dran“ Das klang so ähnlich wie die Stimme des Nikolaus, aber doch ein bißchen anders. Wieviele wollten denn da noch Geschenke? dachte das Kätzchen nervös.
„Für dich habe ich ganz was Schönes dabei“ lachte der Nikolaus
Wieder fuhr die große Hand in den Sack. Oh Schreck sie packte nach dem braunen, dicken Teddybären, an welchem unser Kätzchen so angstvoll klammerte.
Nein, nein, schrie es innerlich, und krallte sich noch mehr in das Fell und plötzlich gab es einen Ruck und Kätzchen war aus dem Sack und landete in zwei kleinen Kinderarmen.
Das war vielleicht ein Anblick.
Alle schauten mit großen Augen auf das kleine Kätzchen, welches sich am liebsten in den Teddybären hinein verkrochen hätte.
Der Nikolaus, die Eltern und das kleine Mädchen schauten verdutzt auf den kleinen Jungen der sein „Geschenk“ in den Armen hält.
„Eine Katze“ rief er freudig, „und ein Bär, gleich zwei Geschenke“.
„Da stimmt aber was nicht“ murmelte der Nikolaus stirnrunzelnd, „das stand nicht auf meiner Wunschliste“.
Auch die Eltern der Kinder schauten völlig entgeistert, erst auf die Katze und dann auf den Nikolaus.
„Ist die süß“, sagte das kleine Mädchen und streichelte liebevoll das Fell des Kätzchens.
„Schau mal sie hat ja Angst“. Die Mutter nahm unser Kätzchen, was noch völlig verängstigt an dem Teddy hing vorsichtig in den Arm und kraulte ihm das Köpfchen.
„Tja das ist zwar nicht ganz das was wir bestellt hatten, aber so ein hübsches Tierchen geben wir natürlich nicht mehr her. Dich schickt ja förmlich der Himmel zu uns.“ lachte die freundliche Frau und dann lachten alle.
Noch nie hatte Kätzchen so liebevolle Streicheleinheiten bekommen. Es begann sich zu entspannen und schnurrte ganz leise.
Die ganze Familie stand jetzt um den unfreiwilligen Gast und beobachteten das kleine Kätzchen.
Der Nikolaus legte seine große Hand auf sein Köpfchen.
„Ich bin mir zwar noch nicht sicher, aber ich kann mir schon denken wo ich dich aufgelesen habe. Hier wird es dir bestimmt gut gehen kleines Kätzchen.“ schmunzelte der Nikolaus
Ihr könnt euch sicher denken, wie überrascht unser Kätzchen war als es von allen Seiten gestreichelt und geherzt wurde. Das erste Schüsselchen voller warmer Milch schmeckte wundervoll und die Erinnerungen an die frühere Zeit mit der Mutter und den Geschwistern stiegen wieder in ihm hoch.
Und als sich der Nikolaus später verabschiedete und mit lauten Gebimmel von dannen fuhr, stand unser Kätzchen dankbar und glücklich am Fenster und schaute zu wie sich die große Kutsche mit den vielen braunen Tieren in die Luft schwang und langsam am Horizont verschwand.
Es hatte wieder leicht angefangen zu schneien und als sich unser Kätzchen vom Fenstersims ins heimelige warme Wohnzimmer mit dem großen geschmückten Baum und den Geschenken und den vielen Menschen die alle so lieb zu ihm waren begab, da dachte es sich, wenn das Weihnachten ist, dann ist es das schönste, was ich je erlebt habe.
Hier diese kleine Geschichte
Über die ich euch berichte
Passierte genau vor einem Jahr
Als es gerade Weihnacht war.
Im Wohnzimmer, einem nicht zu grossen Raum
Stand ausladend und geschmückt der Tannenbaum
Entzückt betrachtet von einer kleinen Dame,
Einem Kätzchen, Minnie ist ihr Name.
Der Baum geschmückt mit silbernen Kugeln und Kerzen
So schön, da wurde einem grad warm im Herzen
Und oben an der höchsten Stelle vom Baum
Thronte meines Mannes kostbarer Familientraum.
Eine uralte, geerbte Christbaumspitze
Mit kleinen Glöckchen und silberner Litze.
Ein Prachtstück, edel und sehr rar
Wie man sie nur selten sah.
Von den Urvätern einst besessen
Deren Gesichter er hat schon lang vergessen,
Übers Jahr sorgsam verstaut in Seidenpapierhüllen
Damit sie Weihnachten kann ihren Dienst erfüllen.
Unsere Minnie immerzu schrecklich miaute
Bis man sie hinter den Öhrchen graulte
Auch tat es ihr sehr behagen
Wenn sie dazu wurde herumgetragen.
So passierte es an diesem schicksalsschweren Tag
Den ich nimmermehr vergessen mag.
Wie schon gesagt, der Raum ist nicht sehr gross
Nur 20 Quadratmeter so eben bloss.
Ich hatte die kleine Minnie auf dem Arm
Die um die Wette schnurrte, Gott erbarm
Und jedes Mal, gingen wir an dem Baum vorbei
Schaute sie auf das glitzernde Kugelallerlei.
Da sah ich plötzlich ein Pfötchen nach vorne zischen,
Um sich eine Kugel vom Baum zu fischen
Die sich dann im Lametta dort verfing
So dass der Baum zu Boden ging.
Ich stand erstarrt noch von dem Schreck
Das Kätzchen war schon lange weg
Und sah wie die Kugeln rollten, ach herrjemine
Unter den Tisch, den Schrank, das Kanapee.
Vorsichtig ging ich um zu sehen,
Welcher Schaden wirklich war geschehen.
Die schöne Spitze, dem Familienglück
Fehlte am Ansatz ein grosses Stück.
Ich stellte den Baum schnell wieder auf
Und klaubte unter den Möbeln die Kugeln auf
Hängte sofort alles wieder an den Tannenbaum
So war er schnell wieder ein geschmückter Traum.
Dann versuchte ich die Spitze aufzusetzen
Und es packte mich das blanke Entsetzen
Egal wie ich es auch versuchte
Und dabei weinte und leise fluchte.
Schief hing sie auf dem höchsten Ast
Ähnlich dem Turm von Pisa fast
Ein tiefer Seufzer entrang sich meiner Brust
Es war passiert, oh Frust, oh Frust.
Dann kamen Gäste, die sich halb tot lachten
Als sie die schiefe Krönung betrachten
Und auch Minnie, das kleine Tröpfchen
Sass plötzlich davor mit schiefem Köpfchen.
Wenn ihr nun meint, die Geschichte sei zu Ende
Leider nein, es gab noch eine Wende.
Es war später am Abend nach einem reichlichen Mahl
Dass mein Mann den Gästen einen Schnaps empfahl.
Der Baum halb vor der Vitrine mit den Gläsern stand
Und die Tür zu öffnen, ich sehr schwierig fand
Und diese sich prompt in den Ästen verfing
So dass der Baum zu Boden ging.
Ich stand erstarrt noch von dem Schreck
Das Kätzchen war schon wieder weg
Und sah wie die Kugeln rollten, ach herrjemine
Unter den Tisch, den Schrank, das Kanapee.
Er stellte den Baum schnell wieder auf
Die Gäste klaubten unter den Möbeln die Kugeln auf
Hängten alles sofort an den Tannenbaum
So war er schnell wieder ein geschmückter Traum.
Ich suchte derweil das Familienglück
Wo war es nur das gute Stück?
Da lag sie nun in tausend Scherben.
aus war der Traum von Weitervererben.
Psst!!, ich bin heuer zum Weihnachtsshop gelaufen
Um ihm eine neue Spitze zu kaufen
Eine neue, auf alt gemachte Christbaumspitze
Mit kleinen Glöckchen und silberner Litze.
Ein Prachtstück, edel und sehr teuer
Glänzend spiegelt sich darin das Kerzenfeuer
Und diese ist noch nicht in Scherben,
die werden wir dann dereinst vererben.
Die Nacht vor dem heiligen Abend
Die Nacht vor dem heiligen Abend da liegen die Kinder im Traum. Sie träumen von schönen Sachen und von dem Weihnachtsbaum. Und während sie schlafen und träumen wird es am Himmel klar und durch den Himmel fliegen drei Englein wunderbar. Sie tragen ein holdes Kindlein, das ist der heilige Christ. Es ist so fromm und freundlich wie keins auf Erden ist. Und während es über die Dächer still durch den Himmel fliegt schaut es in jedes Bettlein wo nur ein Kindlein liegt und freut sich über alle, die fromm und freundlich sind, denn solche liebt von Herzen das himmlische Kind. Heut schlafen noch die Kinder und sehen es nur im Traum, doch morgen tanzen und springen sie um den Weihnachtsbaum.
Das Paket des lieben Gottes
Berthold Brecht
Nehmt eure Stühle und eure Teegläser mit hier hinter an den Ofen und vergeßt den Rum nicht. Es ist gut, es warm zu haben, wen man von der Kälte erzählt.
manche Leute, vor allem eine gewisse Sorte Männer, die etwas gegen Sentimentalität hat, haben eine starke Aversion gegen Weihnachten. Aber zumindest ein Weihnachten in meinem leben ist bei mir wirklich in bester Erinnerung. Das war der Weihnachtsabend 1908 in Chicago.
Ich war anfangs November nach Chicago gekommen, und man sagte mir sofort, als ich mich nach der allgemeinen Lage erkundigte, es würde der härteste Winter werden, den diese ohnehin genügend unangenehme Stadt zustande bringen könnte. Als ich fragte, wie es mit den Chancen für einen Kesselschmied stünde, sagte man mir, Kesselschmiede hätten keine Chance, und als ich eine halbwegs mögliche Schlafstelle suchte, war alles zu teuer für mich. Und das erfuhren in diesem Winter 1908 viele in Chicago, aus allen Berufen.
Und der Wind wehte scheußlich vom Michigan-See herüber durch den ganzen Dezember, und gegen Ende des Monats schlossen auch noch eine Reihe großer Fleischpackereien ihren Betrieb und waren eine ganze Flut von Arbeitslosen auf die kalten Straßen.
Wir trabten die ganzen Tage durch sämtliche Stadtviertel und suchten verzweifelt nach etwas Arbeit und waren froh, wenn wir am Abend in einem winzigen, mit erschöpften Leuten angefüllten Lokale im Schlachthofviertel unterkommen konnten. Dort hatten wir es wenigstens warm und konnten ruhig sitzen. Und wir saßen, so lange es irgend ging, mit einem Glas Whisky, und wir sparten alles den Tag über auf dieses eine Glas Whisky, in das noch Wärme, Lärm und Kameraden mit einbegriffen waren, all das, was es an Hoffnung für uns noch gab.
Dort saßen wir auch am Weihnachtsabend dieses Jahres, und das Lokal war noch überfüllter als gewöhnlich und der Whisky noch wässeriger und das Publikum noch verzweifelter. Es ist einleuchtend, daß weder das Publikum noch der Wirt in Feststimmung geraten, wenn das ganze Problem der Gäste darin besteht, mit einem Glas eine ganze Nacht auszureichen, und das ganze Problem des Wirtes, diejenigen hinauszubringen, die leere Gläser vor sich stehen hatten.
Aber gegen zehn Uhr kamen zwei, drei Burschen herein, die, der Teufel mochte wissen woher, ein paar Dollars in der Tasche hatten, und die luden, weil es doch eben Weihnachten war und Sentimentalität in der Luft lag, das ganze Publikum ein, ein paar Extragläser zu leeren. fünf Minuten darauf war das ganze Lokal nicht wiederzuerkennen.
Alle holten sich frischen Whisky (und paßten nun ungeheuer genau darauf auf, daß ganz korrekt eingeschenkt wurde), die Tische wurden zusammengerückt, und ein verfroren aussehendes Mädchen wurde gebeten, einen Cakewalk zu tanzen, wobei sämtliche Festteilnehmer mit den Händen den Takt klatschten. Aber was soll ich sagen, der Teufel mochte seine schwarze Hand im Spiel haben, es kam keine reche Stimmung auf.
Ja, geradezu von Anfang an nahm die Veranstaltung einen direkt bösartigen Charakter an. ich denke, es war der zwang, sich beschenken lassen zu müssen, der alle so aufreizte. Die Spender dieser Weihnachtsstimmung wurden nicht mit freundlichen Augen betrachtet. Schon nach den ersten Gläsern des gestifteten Whiskys wurde der Plan gefaßt, eine regelrechte Weihnachtsbescherung, sozusagen ein Unternehmen größeren Stils, vorzunehmen.
Da ein Überfluß an Geschenkartikeln nicht vorhanden war, wollte man sich weniger an direkt wertvolle und mehr an solche Geschenke halten, die für die zu Beschenkenden passend waren und vielleicht sogar einen tieferen Sinn ergaben.
so schenkten wir dem Wirt einen Kübel mit schmutzigem Schneewasser von draußen, wo es davon gerade genug gab, damit er mit seinem alten Whisky noch ins neue Jahr hinein ausreichte. Dem Kellner schenkten wir eine alte, erbrochene Konservenbüchse, damit er wenigstens ein anständiges Servicestück hätte, und einem zum Lokal gehörigen Mädchen ein schartiges Taschenmesser, damit es wenigstens die Schicht Puder vom vergangenen Jahr abkratzen könnte.
Alle diese Geschenke wurden von den Anwesenden, vielleicht nur die Beschenkten ausgenommen, mit herausforderndem Beifall bedacht. Und dann kam der Hauptspaß.
Es war nämlich unter uns ein Mann, der mußte einen schwachen Punkt haben. Er saß jeden Abend da, und Leute, die sich auf dergleichen verstanden, glaubten mit Sicherheit behaupten zu können, daß er, so gleichgültig er sich auch geben mochte, eine gewisse, unüberwindliche Scheu vor allem, was mit der Polizei zusammenhing, haben mußte. Aber jeder Mensch konnte sehen, daß er in keiner guten Haut steckte.
Für diesen Mann dachten wir uns etwas ganz Besonderes aus. Aus einem alten Adreßbuch rissen wir mit Erlaubnis des Wirtes drei Seiten aus, auf denen lauter Polizeiwachen standen, schlugen sie sorgfältig in eine Zeitung und überreichten das Paket unserm Mann.
Es trat eine große Stille ein, als wir es überreichten. Der Mann nahm zögernd das Paket in die Hand und sah uns mit einem etwas kalkigen Lächeln von unten herauf an. Ich merkte, wie er mit den Fingern das Paket anfühlte, um schon vor dem Öffnen festzustellen, was darin sein könnte. Aber dann machte er es rasch auf.
Und nun geschah etwas sehr merkwürdiges. Der Man nestelte eben an der Schnur, mit der das Geschenk" verschnürt war, als sein Blick, scheinbar abwesend, auf das Zeitungsblatt fiel, in das die interessanten Adreßbuchblätter geschlagen waren. Aber da war sein Blick schon nicht mehr abwesend. Sein ganzer dünner Körper (er war sehr lang) krümmte sich sozusagen um das Zeitungsblatt zusammen, er bückte sein Gesicht tief darauf herunter und las. Niemals, weder vor- noch nachher, habe ich je einen Menschen so lesen sehen. Er verschlang das, was er las, einfach. Und dann schaute er auf. Und wieder hatte ich niemals, weder vor- noch nachher, einen Mann so strahlend schauen sehen wir diesen Mann.
Da lese ich eben in der Zeitung", sagte er mit einer verrosteten mühsam ruhigen Stimme, die in lächerlichem Gegensatz zu seinem strahlenden Gesicht stand, daß die ganze Sache einfach schon lang aufgeklärt ist. Jedermann in Ohio weiß, daß ich mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun hatte." Und dann lachte er.
Und wir alle, die erstaunt dabei standen und etwas ganz anderes erwartet hatten und fast nur begriffen, daß der Mann unter irgendeiner Beschuldigung gestanden und inzwischen, wie er eben aus dem Zeitungsblatt erfahren hatte, rehabilitiert worden war, fingen plötzlich an, aus vollem Halse und fast aus dem Herzen mitzulachen, und dadurch kam ein großer Schwung in unsere Veranstaltung, die gewisse Bitterkeit war überhaupt vergessen, und es wurde ein ausgezeichnetes Weihnachten, das bis zum morgen dauerte und alle befriedigte.
Und bei dieser allgemeinen Befriedigung spielte es natürlich gar keine Rolle mehr, daß dieses Zeitungsblatt nicht wir ausgesucht hatten, sondern Gott.
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