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FenĂŞtre 1
Bravo ihr habt es geschafft das 1.Türchen zu öffnen. dafür spendier ich euch einen Zimtstern
Sie sagen, immer wann die Jahreszeit naht
Wo man es Heilands Ankunft feiert, sing
die ganze Nacht durch dieser frĂĽhe Vogel:
dann darf kein Geist umher gehn, sagen sie;
die Nächte sind gesund, dann trifft kein Stern,
kein’ Elfe naht, noch mögen Hexen zaubern:
so gnadenvoll und heilig ist die Zeit.
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
und nun noch eine Geschichte
Brad Schmidt und das fehlende Geschenk
(Autor unbekannt)
Es war einmal ein nicht mehr ganz junger Mann, sagen wir mal so knapp über Mitte 30, der alles kannte, nur keine Selbstzweifel. Da er aber wusste, dass es – vor allem bei den Frauen – gut ankommt, sich selbst gelegentlich infrage zu stellen, täuschte er zuweilen vor, ein an den großen Menschheitsfragen – Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer wird deutscher Meister? – verzweifelnder Softie zu sein, der nicht mehr weiß, ob das, was er tut, auch das Richtige sei. Aber nach jeder Prüfung seiner selbst, kam er immer wieder zu dem Schluss, dass er ein ganz toller Hecht sein muss – so perfekt, wie er war. Blendend aussehend, hyperintelligent, voller Witz und Esprit. Kurzum, der nicht mehr ganz so junge Mann hielt sich im Kern für eine Mischung aus Brad Pitt, Sir Ralf Dahrendorf und Harald Schmidt. Und der Einfachheit halber soll er im Folgenden daher auch Sir Brad Schmidt genannt werden oder noch besser: nur Brad Schmidt. Wer braucht heute noch Adel?
Nun kam aber der 16. Dezember, und Brad Schmidt stürzte in eine Krise. Entsetzt musste er, der sonst immer alles wusste – und dabei auch noch gut aussah –, an diesem Tag feststellen, dass es nur noch acht Tage bis Weihnachen waren und er noch nicht den blassesten Schimmer hatte, was er seiner Freundin schenken sollte. „Oh Gott, oh Gott”, dachte sich da Brad Schmidt. Warum muss gerade mir das passieren? Wo ich doch so schlau bin. Und so kreativ. Und dabei auch noch so gut aussehe. Drehen vielleicht meine Gene durch? Bin ich jetzt nicht mehr Brad Schmidt, sondern Ralf Pitt? Seh’ so aus wie Dahrendorf und bin so schlau wie Brad?
Brad Schmidt war so verzweifelt, dass er nicht mehr wusste, was er tat, und ohne Sinn und Ziel sein Altpapier durchstöberte, Und siehe, da erschien ihm die Fachzeitschrift ”Wirtschaftswoche”. In ihrer Ausgabe vom 30. November. „Fürchte Dich nicht”, sagte die Wirtschaftswoche. ”Denn es gibt jetzt Geschenke im Internet.
Unter www.youSmile.de findest Du die richtige Idee.“ Wie froh und glücklich der Brad da plötzlich war. Froh, dass irgendjemand die „Wiwo“ in seiner Yuppiebude vergessen hatte. Und glücklich, das er, wenn er schon keine eigene Idee hatte, bald eine fremde finden würde, die sich wunderbar als eigene verschenken ließe. „Ach”, sagte sich Brad Schmidt. „Wie gut, dass es doch das Internet gibt. Gäbe es es nicht, ich müsste es erfinden.”
Also setzte sich Brad Schmidt an seinen Computer und klickte sich auf die Seite, die ihn lächeln ließ. www.youSmile.de. Dort erschien alsbald das Ersehnte: ein „Ideenfinder”. Hier musste Brad zunächst ausfüllen, wer beschenkt werden soll, wie alt die zu Beschenkende ist, zu welchem Anlass geschenkt wird und wie viel er denn so auszugeben gedenke. Doch da kam Brad nun schon ins Trudeln. Wie hatte seine Freundin doch noch gesagt. „Ach Schatz, eigentlich ist es mir ja egal, was du mir schenkst. Hauptsache, es ist teuer und ein Brillant Die Kategorie „0-50 Mark” fiel also schon mal flach. Obwohl sich dahinter so schöne Sachen wie das Mousepad „Culto” mit den schwimmenden Herzen für 24,90 Mark verbarg oder der Fotorahmen „Hugo Trio” für 39,90 Mark. Auch die zweite Kategorie (50-1100 Mark) schien Brad Schmidt nicht angemessen, hatte er seine Freundin doch erst kürzlich, zu ihrem Geburtstag, mit jenem Duschvorhang mit dem idyllischen Alte-Frau-mit-Messer-in-der-Hand-Motiv aus „Psycho” überrascht, der nun für 79 Mark im Internet angeboten wurde. Na ja, ehrlich gesagt, kam das Geschenk damals schon nicht richtig an. Und auch zu Weihnachten dürfte die Begeisterung darüber begrenzt sein. Zwei Duschvorhänge machen halt noch keinen Brillanten.
Aber ein Brillant war für Brad einfach nicht drin. Sein Chef, der alte Knicksack, hatte ihm erst unlängst die wohlverdiente Gehaltserhöhung mit einem wenig stichhaltigen, dafür umso charmanteren Argument verweigert: „Seien Sie doch froh, dass Sie bei uns arbeiten dürfen.” Tja, und so blieb nun Brad Schmidt nichts anderes übrig, als in der Kategorie „100-200 Mark” auf die „Suche starten”-Taste zu klicken. Doch bevor die Geschenke auf seinem Bildschirm erschienen, musste er noch schnell einige Angaben über den „Charaktertyp” der zu Beschenkenden machen. Ob sie denn Dinge analysieren und logische Zusammenhänge erkennen könne. „Na ja”, dachte sich Brad. „Sie ist ja zwar eine Frau, aber immerhin meine Freundin. Also geb’ ich ihr mal drei Punkte.” Fünf waren möglich. Ob sie gerne redet und ein kommunikativer Typ sei? „Kann man auch sechs Punkte vergeben?”, fragte sich Brad. Ob sie es liebe, die Zukunft zu entdecken? „Es sollte ihr reichen, mich zu entdecken.” Zwei Punkte. Ob sie unvorhergesehene Situationen meide. „Ja bin ich denn ihr Freund oder ihr Psychiater?” Ein Punkt.
Und dann klickte Brad Schmidt wieder auf die Suchtaste. Was für eine Vielfalt! Brad Schmidt konnte sich gar nicht entscheiden, was er denn nun für seine Liebste zum Fest der Liebe ordern sollte. Den innovativen Tischkalender mit integrierter Uhr für 189 Mark? Oder die todschicke Filztasche in Lila für 20 Mark weniger? Oder vielleicht doch lieber das Socken-Geschenk-Abo für 119 Mark. Nach langem Hin und Her, neuem Nachdenken und alten Zweifeln, entschied sich Brad schließlich für das, was alles andere wie Geschenke für den Muttertag erscheinen ließ für die Wäscheserie „Toledo” von Teleno, Dessous mit spanischem Temperament – und das für gerade mal 108 Mark!
„Tolero”, hieß es in der Anzeige, die Brad so voll überzeugte, sei wie gemacht für temperamentvolle Frauen: eine raffinierte Wäscheserie aus elastischem, besticktem Tüll in Schwarzweiß Der BH habe blickdicht gefütterte Cups. Slip und String-Tanga seien aus Mikrofaser und mit reichlich Tüll verziert. „Wow”, dachte da Brad Schmidt. „Das ist es.”
Und dann kam Weihnachten. Morgens schmückte Brad den Baum, mittags ging er mit seiner Freundin spazieren, am frühen Abend gingen beide gemeinsam in die Kirche und danach nach Hause. Sie wollten alleine sein, Brad Schmidt und seine Freundin, romantische Weihnachten zu zweit feiern. Erst hörten sie Weihnachtslieder, gesungen von Frank Sinatra, dann aßen sie Weihnachtsgans, zubereitet von Brad Schmidt, dann gab es die Weihnachtsbescherung, heiß erwartet von seiner Freundin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie glücklich und zufrieden – bis sie das Geschenk ausgepackt hat.
Sie sagen, immer wann die Jahreszeit naht
Wo man es Heilands Ankunft feiert, sing
die ganze Nacht durch dieser frĂĽhe Vogel:
dann darf kein Geist umher gehn, sagen sie;
die Nächte sind gesund, dann trifft kein Stern,
kein’ Elfe naht, noch mögen Hexen zaubern:
so gnadenvoll und heilig ist die Zeit.
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
und nun noch eine Geschichte
Brad Schmidt und das fehlende Geschenk
(Autor unbekannt)
Es war einmal ein nicht mehr ganz junger Mann, sagen wir mal so knapp über Mitte 30, der alles kannte, nur keine Selbstzweifel. Da er aber wusste, dass es – vor allem bei den Frauen – gut ankommt, sich selbst gelegentlich infrage zu stellen, täuschte er zuweilen vor, ein an den großen Menschheitsfragen – Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer wird deutscher Meister? – verzweifelnder Softie zu sein, der nicht mehr weiß, ob das, was er tut, auch das Richtige sei. Aber nach jeder Prüfung seiner selbst, kam er immer wieder zu dem Schluss, dass er ein ganz toller Hecht sein muss – so perfekt, wie er war. Blendend aussehend, hyperintelligent, voller Witz und Esprit. Kurzum, der nicht mehr ganz so junge Mann hielt sich im Kern für eine Mischung aus Brad Pitt, Sir Ralf Dahrendorf und Harald Schmidt. Und der Einfachheit halber soll er im Folgenden daher auch Sir Brad Schmidt genannt werden oder noch besser: nur Brad Schmidt. Wer braucht heute noch Adel?
Nun kam aber der 16. Dezember, und Brad Schmidt stürzte in eine Krise. Entsetzt musste er, der sonst immer alles wusste – und dabei auch noch gut aussah –, an diesem Tag feststellen, dass es nur noch acht Tage bis Weihnachen waren und er noch nicht den blassesten Schimmer hatte, was er seiner Freundin schenken sollte. „Oh Gott, oh Gott”, dachte sich da Brad Schmidt. Warum muss gerade mir das passieren? Wo ich doch so schlau bin. Und so kreativ. Und dabei auch noch so gut aussehe. Drehen vielleicht meine Gene durch? Bin ich jetzt nicht mehr Brad Schmidt, sondern Ralf Pitt? Seh’ so aus wie Dahrendorf und bin so schlau wie Brad?
Brad Schmidt war so verzweifelt, dass er nicht mehr wusste, was er tat, und ohne Sinn und Ziel sein Altpapier durchstöberte, Und siehe, da erschien ihm die Fachzeitschrift ”Wirtschaftswoche”. In ihrer Ausgabe vom 30. November. „Fürchte Dich nicht”, sagte die Wirtschaftswoche. ”Denn es gibt jetzt Geschenke im Internet.
Unter www.youSmile.de findest Du die richtige Idee.“ Wie froh und glücklich der Brad da plötzlich war. Froh, dass irgendjemand die „Wiwo“ in seiner Yuppiebude vergessen hatte. Und glücklich, das er, wenn er schon keine eigene Idee hatte, bald eine fremde finden würde, die sich wunderbar als eigene verschenken ließe. „Ach”, sagte sich Brad Schmidt. „Wie gut, dass es doch das Internet gibt. Gäbe es es nicht, ich müsste es erfinden.”
Also setzte sich Brad Schmidt an seinen Computer und klickte sich auf die Seite, die ihn lächeln ließ. www.youSmile.de. Dort erschien alsbald das Ersehnte: ein „Ideenfinder”. Hier musste Brad zunächst ausfüllen, wer beschenkt werden soll, wie alt die zu Beschenkende ist, zu welchem Anlass geschenkt wird und wie viel er denn so auszugeben gedenke. Doch da kam Brad nun schon ins Trudeln. Wie hatte seine Freundin doch noch gesagt. „Ach Schatz, eigentlich ist es mir ja egal, was du mir schenkst. Hauptsache, es ist teuer und ein Brillant Die Kategorie „0-50 Mark” fiel also schon mal flach. Obwohl sich dahinter so schöne Sachen wie das Mousepad „Culto” mit den schwimmenden Herzen für 24,90 Mark verbarg oder der Fotorahmen „Hugo Trio” für 39,90 Mark. Auch die zweite Kategorie (50-1100 Mark) schien Brad Schmidt nicht angemessen, hatte er seine Freundin doch erst kürzlich, zu ihrem Geburtstag, mit jenem Duschvorhang mit dem idyllischen Alte-Frau-mit-Messer-in-der-Hand-Motiv aus „Psycho” überrascht, der nun für 79 Mark im Internet angeboten wurde. Na ja, ehrlich gesagt, kam das Geschenk damals schon nicht richtig an. Und auch zu Weihnachten dürfte die Begeisterung darüber begrenzt sein. Zwei Duschvorhänge machen halt noch keinen Brillanten.
Aber ein Brillant war für Brad einfach nicht drin. Sein Chef, der alte Knicksack, hatte ihm erst unlängst die wohlverdiente Gehaltserhöhung mit einem wenig stichhaltigen, dafür umso charmanteren Argument verweigert: „Seien Sie doch froh, dass Sie bei uns arbeiten dürfen.” Tja, und so blieb nun Brad Schmidt nichts anderes übrig, als in der Kategorie „100-200 Mark” auf die „Suche starten”-Taste zu klicken. Doch bevor die Geschenke auf seinem Bildschirm erschienen, musste er noch schnell einige Angaben über den „Charaktertyp” der zu Beschenkenden machen. Ob sie denn Dinge analysieren und logische Zusammenhänge erkennen könne. „Na ja”, dachte sich Brad. „Sie ist ja zwar eine Frau, aber immerhin meine Freundin. Also geb’ ich ihr mal drei Punkte.” Fünf waren möglich. Ob sie gerne redet und ein kommunikativer Typ sei? „Kann man auch sechs Punkte vergeben?”, fragte sich Brad. Ob sie es liebe, die Zukunft zu entdecken? „Es sollte ihr reichen, mich zu entdecken.” Zwei Punkte. Ob sie unvorhergesehene Situationen meide. „Ja bin ich denn ihr Freund oder ihr Psychiater?” Ein Punkt.
Und dann klickte Brad Schmidt wieder auf die Suchtaste. Was für eine Vielfalt! Brad Schmidt konnte sich gar nicht entscheiden, was er denn nun für seine Liebste zum Fest der Liebe ordern sollte. Den innovativen Tischkalender mit integrierter Uhr für 189 Mark? Oder die todschicke Filztasche in Lila für 20 Mark weniger? Oder vielleicht doch lieber das Socken-Geschenk-Abo für 119 Mark. Nach langem Hin und Her, neuem Nachdenken und alten Zweifeln, entschied sich Brad schließlich für das, was alles andere wie Geschenke für den Muttertag erscheinen ließ für die Wäscheserie „Toledo” von Teleno, Dessous mit spanischem Temperament – und das für gerade mal 108 Mark!
„Tolero”, hieß es in der Anzeige, die Brad so voll überzeugte, sei wie gemacht für temperamentvolle Frauen: eine raffinierte Wäscheserie aus elastischem, besticktem Tüll in Schwarzweiß Der BH habe blickdicht gefütterte Cups. Slip und String-Tanga seien aus Mikrofaser und mit reichlich Tüll verziert. „Wow”, dachte da Brad Schmidt. „Das ist es.”
Und dann kam Weihnachten. Morgens schmückte Brad den Baum, mittags ging er mit seiner Freundin spazieren, am frühen Abend gingen beide gemeinsam in die Kirche und danach nach Hause. Sie wollten alleine sein, Brad Schmidt und seine Freundin, romantische Weihnachten zu zweit feiern. Erst hörten sie Weihnachtslieder, gesungen von Frank Sinatra, dann aßen sie Weihnachtsgans, zubereitet von Brad Schmidt, dann gab es die Weihnachtsbescherung, heiß erwartet von seiner Freundin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie glücklich und zufrieden – bis sie das Geschenk ausgepackt hat.
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