Fenêtre 19
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Heute vor 10 Monaten, am 19. Februar 2020 wurden in der hessischen Stadt Hanau zehn Menschen bei einem rechtsterroristischen Anschlag ermordet. Der Attentäter (Jahrgang 1977) erschießt acht Männer und eine Frau mit vermeintlichen Migrationshintergrund, sowie seine Mutter und sich selbst. Sein antisemitisch, rassistisch, islamfeindliches und antifeministisches Weltbild, durchzogen von Verschwörungstheorien, liefern ihm Anlass genug für diese Tat.
Die Namen der Opfer lauten:
Ferhat Unvar (23 Jahre), Mercedes Kierpacz (35 Jahre), Sedat Gürbüz (30 Jahre), Gökhan Gültekin (37 Jahre), Hamza Kurtović (20 Jahre), Kaloyan Vel-kov (33 Jahre), Vili Viorel Paun (23 Jahre), Said Nesar Hashemi (21 Jahre), Fatih Saraçoglu (34 Jahre), Gabriele Rathjen (72 Jahre)
Auch in Lippe nehmen rechte Gewalt und Hetze zu. So gab es im April einen Brandanschlag auf das Sophienhaus in Bad Salzuflen . Hier sollten besonders vom Virus gefährdete Geflüchtete untergebracht werden. Diese mussten zuvor in großen Sammelunterkünften leben.
In Mehrbett-zimmer mit fremden Personen gibt es keine Möglichkeit die gebotene Distanz zu wahren. Zudem müssen in Geflüchtetenunterkünften gemeinschaftliche Bäder, Toiletten und Küchen genutzt werden. Geflüchtete Menschen mit Vorerkrankungen sind dadurch einer lebensbedrohlichen (Ansteckungs-)Gefahr ausgesetzt, der sie sich nicht entziehen können.
(unsere Stellungnahme)
Am 28. August 2020 wurde ein Mann aus einer Gruppe von circa acht Personen heraus, in Bad Salzuflen rassistisch beleidigt und im Anschluss brutal zusammengeschlagen.
Im Mai kam es in Detmold, unter Beteiligung von bekannten Neonazis und Verschwörungstheoretikern, zu ersten Protesten gegen die Coronaschutzmaßnahmen.
Als wir auf unseren Social-Media-Kanälen über die Kundgebung „Abstand halten von rechter Hetze“ berichteten, ernteten wir einen regelrechten Shitstorm und wurden bedroht.
Ein bekannter Detmolder Unternehmer drohte uns per Mail mit Klage, sollten wir weiterhin behaupten, es würden rechte Personen an den Protesten teilnehmen. Auch wenn in der Folgezeit die Beteiligung von Personen aus aktiven Neonaziorganisationen zurückging, blieb der Protest durchsetzt von antisemitischen Verschwörungen und sozialdarwinistischem Gedankengut. Wenn die Pandemie nicht geleugnet wurde, wurden teils die Maßnahmen als übertrieben dargestellt, da es ja nur alte und vorerkrankte treffen würde. Dafür wolle man seine persönliche Freiheit nun mal nicht aufgeben.
Die Maßnahmen der Regierung, wie das Einschränken der Bewegungsfreiheit sollen und müssen kritisch Hinterfragt werden. Allerdings spricht es mal wieder für sich selbst, dass der sog. „Normalbürger“ immer dann von Freiheitsentzug und Ausschaltung der Grundrechte spricht, wenn er seine eigenen Privilegien gefährdet sieht. Wo sind denn all die Empörten, wenn es um die Bewegungsfreiheit geflüchteter Menschen geht, die sich ebenso auf das Grundgesetz und die UN-Menschrechtscharta beziehen lässt?
Als Flüchtlingshilfe Lippe e.V. leitet uns die Vision einer offenen, solidarischen Gesellschaft, an der alle Mitglieder gleichberechtigt teilhaben und diese mitgestalten können. Dazu gehört für uns insbesondere, dass alle Menschen Bewegungsfreiheit genießen und das Recht haben, zu kommen, zu bleiben und zu gehen. Wir stehen aber auch aktiv gegen jede Form von Unterdrückung ein.
Aus diesem Leitbild heraus, ist es für uns als Flüchtlingshilfe Lippe e.V. selbstverständlich, dass wir uns auch in Zukunft an Aktionen gegen rechte Hetze beteiligen werden.
Das ausführliche Selbstverständnis der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. findet ihr auf unserer Homepage .
Eine detaillierte Übersicht über rechte Aktivitäten in OWL findet ihr auf der Rechercheplattform HIergeblieben.de .
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